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Wie die meisten Dinge ist eine genaue Datierung des ersten Cocktailshakers nicht möglich. Wer konnte schon ahnen dass ein paar hundert Jahre später jemand danach fragen würde? Daher sind im Laufe der Jahre einfach zu viele Informationen verlohren gegangen.

Somit werden wir irgendwann in den Bereich der Vermutungen und geschichtlichen Auslegungen gehen, um den wahrscheinlich ältesten, noch existierenden Shaker der Welt und seine Vorgänger zu finden.

Fangen wir bei dem Hier und Heute an und arbeiten uns langsam in der Zeit zurück.
Dabei müssen wir immer wieder Sprünge machen, da sich einige Shaker-Typen sehr lange gehalten haben.

Ich hoffe, dass euch diese Serie Spaß macht und euch eine neue Sicht auf das Arbeitswerkzeug eines Barkeepers ermöglicht.

Leider wird am Ende immer noch die Frage stehen, ob es sich dabei um den Ur-Shaker handelt.

 

Fangen wir mit den Shakern an, die wir heute an der Bar benutzen.
Da haben wir die Boston Shaker, die "French" (2-Teiler) und die Cobbler (3-Teiler).
An diesen Modellen wird heutzutage nicht mehr viel verändert. Vielleicht mal das Äussere ein wenig, aber in der Funktionsweise bleiben sie alle gleich.
Ausser diesen 3 Typen gibt es heutzutage nicht mehr viel Neues.
Da ist vielleicht noch der FlipTop Shaker der Firma Metrokane, dessen Deckel als Verschluss und Strainer gebraucht wird, je nachdem, wie man ihn stellt.

Boston Shaker und "French" werden in erster Linie an den Bars benutzt. Der Cobbler gilt heutzutage eher als der Shaker für Zuhause.

Ob Metall, Glas oder Plastik, fast alle Materialien können für die Cobbler Shaker genutzt werden. Sogar Papier (z.B. japanische Papier Mache Shaker), kunstvoll bemalt und lackiert, kann für diese Shaker genutzt werden.

Cobbler, French und Boston Shaker sind überigens der Beweis, dass sich Funktionalität durchsetzt. Sie wurden schon immer so genutzt, wie wir es heute tun, egal, welches Design gerade in war.

Die eigentliche Cocktail Shaker Kultur fand eigentlich in Amerika statt. Daher gibt es nicht SO viel aus Deutschland zu berichten, dafür um so mehr aus Amerika.

Von 1945 bis in die 60er konnte man vom "Atomic Age" sprechen. Shaker in Form von Raketen und Shaker mit Symbolen, die an Atome und Moleküle erinnerten waren in. Hier allerdings von Molekular-Cocktails zu sprechen, wäre etwas zu gewagt.

In den 50er Jahren wären die guten alten Shaker fast ausgestorben.
Die 50er waren die Zeit der Elektrik und jeder Shaker "bekam einen Knopf verpasst". Man schüttelte seine Cocktails nicht mehr, man füllte etwas Eis und die Zutaten in den Blender und drückte einen Knopf. Ob es nun ein Elektromixer oder ein Spindelmixer war, es spielte keine Rolle.
Hamilton Beach und Co. wurden groß und waren aus dem Cocktailgeschäft nicht mehr weg zu denken.
Der Shaker an sich wurde unwichtig und geriet fast in Vergessenheit, doch einige Barkeeper fanden den Weg zurück zum klassischen Shaker, der auch mehr Charme und Klasse versprühte als ein Elektromixer.

Gleichzeitigt wurden in Deutschland die ersten
Craquelle-Shaker produziert und Deutschland war im Cocktailfieber. Craquelle und geschliffenes Glas waren DIE Designs für Shaker.

Die 40er waren wirklich sehr traurig. Durch den Eintritt der USA in den 2. Weltkrieg wurden sämtliche Metallreserven für die Munitionsherstellung benötigt. Fast alle Firmen stellten nun Waffen her und die Shakerherstellung kam zum Stillstand.
Nach Ende des Krieges, also ab 1945, waren andere Dinge wichtiger als Cocktailpartys.
Fernseher und Autos mit Chrom an jeder Ecke waren IN und repräsentierten nun das gute Leben. Selbst in den "Thin Man" Movies fiel der Satz: I´m just sick of all this cocktails". Auch hier waren nun andere Dinge wichtiger.

1933 war in Amerika die Prohibition zu Ende. Die "Thin Man Movies" und ihre Stars waren das Non-Plus-Ultra. Cocktails wurden an jeder Ecke getrunken und jeder suchte neue Inspirationen. Norman Bel Geddes entwarf 1936 seinen "Skyscraper" und die Leute erfreuten sich an Chrom.
Glasfirmen wie Cambridge, Heisey und Imperial verkauften Glasshaker mit geätzten Motiven und aus Milchglas. Farben wie Rubin und Kobalt waren in.
Designer wie Kem Weber, Lurelle Guild und Russel Wright entwarfen erstmals Designs wie Pinguine, Hanteln oder Glocken. Auch das berühmte "Shake a leg" Frauenbein wurde hier erstmals hergestellt.

Dank der Prohibition erleben die Shaker einen Boom, der seinesgleichen sucht. Schlechter, billiger Alkohol, manchmal in der Badewanne hergestellt, schrie geradezu nach weiteren Zutaten, da er sonst kaum genießbar war. Shaker wurden "getarnt" hergestellt um Polizei und FBI zu täuschen.

Wohl so mancher Shaker, der auf Dachböden liegt, wird heute nicht mehr als solcher erkannt werden. Eigentlich schade, wären diese doch super Sammlerobjekte.

Cocktails waren trotz der Prohibition einfach Teil des gesellschaftlichen Lebens.
Reiche kauften sich Shaker aus purem Silber, die Mittelschicht kaufte sich Shaker aus Glas und/ oder Nickel.
Die
International Silver Company produzierte Shaker wie das Boston Lighthouse und Golftaschen, Hähne und Pinguine, wobei der Pinguin mit seinem natürlichen Frack das gute Leben und die High Society darstellte.
Hier, in Deutschland, produzierten WMF und Co Zeppeline und Flugzeuge. Der Krieg war zuende und man besann sich auf alte Rituale und gesellschaftliches Leben.

1890er bis ca. 1900.
Der Sprung vom 5 o´clock Tea zur "Cocktail Hour" ist gemacht. Barkeeper servieren Drinks aus Teekannen und Cocktailkannen sind bereits im Einzelhandel erhältlich.
Eigentlich war die Nutzung der Teekannen als Cocktailshaker in der Gastronomie nur über einen kurzen Zeitraum und eigentlich nur eine Sparmaßnahme. Nachdem die Teestunde und die Cocktailstunde auf die gleiche Zeit fielen, brauchte man keine neuen Shaker kaufen und konnte eine Kanne für beides nutzen.
Die Kannen, die keinen Verschluss am Ausguss hatten, wurden kurz mit einem Korken verschlossen.

Der "Boom" und somit der Grund für für die hohe Anzahl der Kannen auf dem heutigen Markt, fand allerdings eher in den Wohnzimmern statt. Da Cocktails ein Teil des gesellschaftlichen Lebens waren, wollte jeder einen Shaker haben.
Die Kannen wurden größtenteils aus Edelstahl hergestellt und mit Chrom überzogen. Auch aus Kupfer und Hartzinn wurden Kannen gemacht, die auch für "ärmere" Haushalte erschwinglich waren.
Während der "Teekannen-Boom" seinen Höhepunkt erreichte, gingen die professionellen Barkeeper zu den Cobbler Shakern über, doch bis in die 20er Jahre galten die Kannen als Zeichen guten Geschmacks.

Aus den 1900er und 1910er jahren gibt es nicht viel zu erzählen, der Trend der 1890er hielt weiter an, man setzte aus Stil.

Späte 1800er:
Cocktailshaker werden für Barkeeper interessant. Für ein wenig "Show" hält ein Bartender zwei verschieden große Metallbecher zusammen und "schüttelt" das erste Mal.
Der Vorteil dieser Methode gegenüber dem Rühren und schütten (siehe z.B. Blue Blazer) spricht sich rum und wird "Standard".
Barkeeper probieren verschiedene Variationen aus, wie z.B. Glas und Glas, Metall und Metall; und Glas und Metall. Der Boston Shaker und die "French" Shaker sind geboren.
Wie wir alle wissen, haben sich diese Typen durchgesetzt.

Soweit zu den Tatsachen. Die nun folgenden Teile basieren nun auf Vermutungen, die Experten aufgestellt haben, sich aber nicht eindeutig nachvollziehen lassen, da hierüber keine genauen Aufzeichnungen gibt.

Gehen wir nun zu der Zeit über, aus der es kaum Informationen über Cocktail Shaker gibt.
Dass es gemischte Getränke gab, ist klar, doch kaum eine Quelle berichtet über Behälter, die extra dafür gemacht wurden, diese herzustellen.
Barkeeper, sofern sie Getränke mischten und nicht nur ausschenkten, verwendeten wohl Mixgläser oder schütteten die Getränke zusammen und rührten im Gästeglas.

Alkoholische Getränke wurden zu dieser Zeit jedoch viel "einfacher" hergestellt.
Goethe schrieb z.B. von Rotwein, der zur besseren Bekömmlichkeit mit Kräutern und Zucker versetzt wurde. Man schien also erstmal "pur" zu trinken.
Dies war allerdings die Zeit, in der die ersten "Cocktailshaker" erfunden wurden.
Worum es sich dabei handelt, werde ich in den nächsten Beiträgen schreiben.

Ein Behälter, der auf ca. 1595/ 1600 datiert ist, wird vom "London's Victoria and Albert Museum's " als sehr früher Shaker ausgestellt.

Er soll aus Augsburg kommen.
Die beiden Metallteile, die zusammengesetzt wie ein Fass aussehen, scheint ausflusssicher zu sein und könnte in der Tat der "ÄLTESTE EXISTIERENDE SHAKER DER WELT" sein.

Ähnlich gut klingt Peter Weissneggers Idee, dass ein Becher, den er scheinbar in seiner Sammlung hat, verschlossen mit der Handfläche, als Shaker gedient haben könnte.



Gehen wir noch ein Stück zurück, können wir lesen, dass Cortez 1520 in einem Brief an den spanischen König Charles V ein Getränk aus Kakao beschreibt, das Montezuma in einem Goldenen Zylinger gereicht wurde und von sehr samtiger, schaumiger Konsistenz war.
Der Zylinder war mit Sicherheit nicht der Shaker, doch ich denke, dass der Schaum, hier sind die Experten geteilter Meinung (einiger gehen vom Rühren aus), durch eine hohe Luftzufuhr entstand, die am besten durch Schütteln erreicht wird.

Auch die Tatsache, dass der Mensch schon immer versucht hat, Dinge in geschlossenen Behältern zu transportieren und dabei feststellte, dass Flüssigkeiten sich "beim Laufen" gleichmäßig vermischen, lässt mich darauf schließen, dass dieser Effekt irgendwann bewusst hervorgerufen wurde.
Archäologische Funde aus den 7000ern vor Christus, bei denen es sich um geschlossene Getränkebehälter handeln soll, untermauern diese These.

Somit ist der "ERSTE SHAKER DER WELT" schon lange vor unserer Zeitrechnung benutzt worden. Von wem und wann genau werden wir nie erfahren.

Ich hoffe, diese kleine Serie hat euch ein wenig Spaß gemacht und ihr wisst jetzt ein wenig mehr über euer wichtigstes Werkzeug an der Bar.